Ulm – Aktuelle und zukunftsweisende Tierschutzthemen zu diskutieren war der Anlass für die
Einladung der Müller Gruppe zu einem hochrangig besetzten Expertengespräch. Teilnehmer waren Dr.
med. vet. Julia Stubenbord (MLR - Landesbeauftragte für Tierschutz), Ariane Désirée Kari (MLR - stellv.
Landestierschutzbeauftragte), Dr. Claudia Salzborn (Akademie Tierschutz / DTSchB, Abteilungsleitung
Tiere in der Landwirtschaft), Dr. Miriam Goldschalt (Akademie Tierschutz / DTSchB, Referentin Tiere in
der Landwirtschaft) mit Stefan Müller (Geschäftsführer Müller Fleisch), Rolf Michelberger
(Geschäftsführer Ulmer Fleisch), Stephan Lange (Geschäftsführer Schwein UF/SFZU), Sabine Faller
(Tierschutzbeauftragte Schwein), Daniel Spahn (Einkaufsleiter Schwein), Jessica Sailer (Tierschutz
Rind), Johanna Rossmann (Tierschutz Schwein).
Neben verschiedenen anderen aktuellen Themen, die besprochen wurden, waren die
Haupttagesordnungspunkte:
Tierschutzmanagementsystem
Das Tierschutzmanagement wurde am Standort Ulm entwickelt und auf Eigeninitiative des
Unternehmens implementiert. Es ist ein neutral auditiertes System zur Sicherung und
Weiterentwicklung des Tierschutzes bei der Schlachtung. Neben der Sicherung und Überwachung des
Tierschutzes sowie der „Prozessqualität“ ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess ein
wesentliches Element. Erörtert wurden hier die Erfahrungen aus der Praxis, begleitet durch eine
Betriebsbegehung in der Rinder- und Schweineanlieferung und der tierartspezifischen Betäubung.
Müller Tiergesundheitsbonus
Die Grundlage für den Müller Tiergesundheitsbonus ist die Vertragspartnerschaft mit Lieferanten und
Landwirten zur Stärkung der gesamten Wertschöpfungskette über Zuschläge. Basis ist die regionale
Erzeugung und die kurzen Transportwege. Der Lebendtiertransport ist auf maximal vier Stunden
begrenzt.
Der Müller Tiergesundheitsbonus ist die konsequente Weiterentwicklung und soll einen Anreiz zur
Verbesserung der Tiergesundheit bieten. Die Datenerfassung beginnt mit einer konsequenten
Kontrolle bei der Lebendtierannahme, die amtlichen Befunde bei der Schlachttieruntersuchung
ergänzen die Daten und werden über die Qualifood Datenbank aufbereitet, gebenchmarkt und für die
angelieferte Partie dem Landwirt zur Verfügung gestellt. Vertragserzeuger mit einer
Jahresschlachtmenge von über 1,2 Mio. Schweinen nehmen an diesem Informations- und
Bonierungssystem teil. Hierdurch kann auf eine breite Datenbasis aufgrund der mittlerweile vier Jahre
Erfahrung zurückgegriffen werden. Den Landwirten stehen ausreichend Daten zur Verbesserung des
Stallmanagements zur Verfügung. Gemeinsam mit Experten sollen die Kriterien weiterentwickelt werden.
Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration / Perspektiven speziell für Süddeutschland
Ebermast / Akzeptanz und Weiterentwicklung
Die Müller Gruppe fördert die Jungebermast seit über 10 Jahren und hat bisher mit einer
Abnahmegarantie und einer langfristigen Zusage über die Abnahmemodalitäten das wirtschaftliche
Risiko der Schweinemäster weitgehend übernommen. Darüber hinaus hat die Müller Gruppe von
Anbeginn an sämtliche Projekte unterstützt, die über Genetik, Fütterung und Haltung die Ebermast
professionalisiert haben. Trotz dieser Akivitäten hat die Jungebermast in Süddeutschland nicht die
gewünschte Resonanz gefunden.
Auch an der Vermarktung von Jungeberfleisch hat die Müller Gruppe intensiv gearbeitet.
Immunokastration
Bereits im Januar vergangenen Jahres hat die Müller Gruppe mittels einer Pressemitteilung den
Vorstoß gewagt, alle drei Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration öffentlich zu akzeptieren
und den Landwirten somit rechtzeitig die Chance zu geben, sich für ihren Betrieb zu orientieren.
Hier gibt es leider nach wie vor Vorbehalte maßgeblicher Kunden.
Die Gespräche fanden in offener sachlicher Atmosphäre statt, es ergaben sich für alle Teilnehmer
interessante Informationen, Aspekte und Anregungen. Es wurde daher beschlossen, die Gespräche
baldmöglichst fortzusetzen.